Die Klosterkirche Graefenthal
Jahrhundertelang war die Klosterkirche das religiöse Herz von Graefenthal.
Wo genau befand sich die Kirche?
Wer kam, und warum verschwand die Kirche?
Die einzigartige Zeichnung oben stammt von Jan de Beijer und stammt aus dem Jahr 1758. Es zeigt den Hof des Klosters mit der Kirche links von der Mitte, umgeben von einigen Klostergebäuden.
Ursprung
Die Klosterkirche stammt aus dem Jahr 1251. Es wurde wie alle anderen Klostergebäude in Backstein im gotischen Stil erbaut. Die Kirche hatte einen kreuzförmigen Grundriss und war etwa 33 Meter lang und 11 Meter breit. An der Ostseite befand sich der Chor mit dem Hochaltar. Den höchsten Punkt bildete ein kleiner, etwa 11 Meter hoher Dachturm, in dem sich drei kleine Glocken befanden. Das Dach war mit Schiefer gedeckt.
Nutzung
Jeden Tag fanden mindestens zwei Heilige Messen statt. Die erste startete um 3:15 Uhr morgens, die letzte um 20:30 Uhr abends. Der größte Teil der Kirche war für die Klosterbewohner bestimmt. Vor dem Chor befand sich das Chorgestühl, in dem die Adelsschwestern, die „Fräuleins“, saßen. Auf der einen Seite des Chores saß die Äbtissin, auf der anderen Seite die Priorin. Weiter im Kirchenschiff befanden sich die Plätze für die Laienschwestern. Der Raum, in dem alle Klosterbewohner saßen, war durch einen Zaun vom Rest der Kirche getrennt.
Neben den Messen wurde die Klosterkirche auch als Begräbnisstätte für Klerus und Adel genutzt.
Abbruch
1802 wurde das Kloster während der französischen Besatzung säkularisiert. Am 26. August desselben Jahres legte die 22. und letzte Äbtissin ihr Amt nieder und das Kloster hörte auf zu existieren. Laut dem Gocher Stadtarchiv aus dem Jahr 1801 lebten damals noch 43 Personen auf dem Gut, davon 11 Nonnen.
Die Klosterkirche wurde 1808 abgerissen. Auch große Teile des Kreuzgangs und anderer Klostergebäude wurden abgerissen. Das Material wurde für den Bau der Martinskirche im benachbarten Pfalzdorf verwendet. Auch der barocke Altar und die Kanzel fanden Eingang in diese Kirche. Viele wertvolle Elemente aus dem Inneren wurden von Kaiser Napoleon I. mitgenommen nach Frankreich.
Das Klosterarchiv blieb erhalten und wurde in das ehemalige Kloster Gaesdonck, das heutige Collegium Augustinianum Gaesdonck, überführt, wo es noch heute erhalten ist. Wer weiß, vielleicht werden zukünftige archäologische Forschungen neue Fakten über das einstige heilige Herz des Klosters Graefenthal ans Licht bringen!
Heute markieren 40 Basaltsteinsäulen rund um das Grabdenkmal
des Gründers Graf Otto II. von Gelre den Umfang der ehemaligen Klosterkirche.